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Minderheitensprachen als Chance

Am 29.3.22 lud die NAJ-Schule zum Elternabend zum Thema Sinn und Zweck des Friesisch Unterrichts ein. Gastredner von der Europa Universität Flensburg, Vorsitzender des Friesenvereins Hauke Friedrichsen, Alastair Walker als Freund der Gemeinde, sowie Lehrer und letztlich natürlich die Eltern kamen ins Gespräch über die positiven Aspekte und Chancen des Lernens einer Minderheitensprache.

 


Nach der Begrüßung durch Frau Janiesch berichtete Dörte Flor, Fachleitung für Friesisch, die den Abend organisiert hatte und seit 28 Jahren den Friesisch Unterricht an unsere Schule praktiziert, über den Werdegang des Friesischunterrichts. Angefangen habe der Friesisch Unterricht 1928 mit dem Begründer und Namensgeber unserer Schule Nis Albrecht Johannsen, der selber der friesischen Sprache mächtig war. Schließlich litt der Fortbestand des Friesisch Unterrichts in Schulen vor allem durch den zweiten Weltkrieg und fehlender Kenntnis über den Nutzen von Mehrsprachigkeit. In den 80igern verzeichnete der Friesisch Unterricht seinen Höhepunkt. Inzwischen hatten viele Sprachwissenschaftler und Pädagogen den unmessbaren Wert der Vermittlung der Sprache, unter anderem nämlich den Erhalt der kulturellen Identität, erkannt.


Somit ist es heute ein Geschenk, dass die Kinder in unserer Gemeinde bereits im Kindergarten mit der Sprache in Berührung kommen und letztlich in ihrer Grundschulzeit die Möglichkeit haben Friesisch zu lernen und dadurch einen Teil ihrer persönlichen Identität aufzubauen. Schließlich sind doch rund 5% unserer Schüler Muttersprachler. Geschätzte 30% der Kinder kommen hinzu, die passive Sprecher sind. Schade daher, dass das Friesische an den umliegenden weiterführenden Schulen aufgrund von Lehrermangel nicht fortgesetzt wird, da bis zu diesem Zeitpunkt doch fast 7 Jahre in die Spracharbeit der Schüler investiert wurde. Ein Missstand, auf den das Ministerium schon mehrfach hingewiesen wurde. Um diesem Missstand entgegen zu wirken könnte zum Beispiel Bilingualer Unterricht auf Friesisch ein attraktives Lernangebot sein. Der Kehrschluss ist aber auch, dass Eltern und Kinder Friesisch Angebote an Schulen fordern sollten, um eine Notwendigkeit darzustellen.


Die Studentinnen Carlotta Krebs und Tine Lemke berichteten von der Möglichkeit an der Europa Universität in Flensburg Friesisch zu studieren – und das sogar in unterschiedlichen Dialekten. Hierdurch erhält man die Chance in unserem Mehrsprachenland Nordfriesland letztlich Friesisch unterrichten zu können. Prof. Nils Langer lenkte das Gespräch letztlich auf die Chancen des Erlernens einer Minderheitensprache. Leider wird dies häufig noch als „unnötig“ betitelt, obwohl klar ist, dass das Erlernen einer Sprache – und dabei ist es egal ob Friesisch, Englisch oder Dänisch- in der früheren Kindheit viele Vorteile mit sich bringt. Als Kind steht man neuen Dingen viel offener Gegenüber als in späteren Jahren. Das Lernen fällt einem leichter. Außerdem fällt es im Laufe des Lebens auch leichter neue Dinge zu erlernen, wenn man doch im Kindheitsalter so etwas schon bewältigen konnte. Wenn dies letztlich dann durch freudebereitenden Friesisch Unterricht stattgefunden hat, der mit viel Handlungsorientierung bspw. in Form von Gesang, Spiel oder Reimen erlebt wurde, hinterlässt dies nur gute Erinnerungen und bestärkt den Willen darin diese Erfahrung auch mit weiteren Sprachen zu machen. Mehrsprachigkeit bremst sich dabei nicht gegenseitig aus.


Das Erlernen der Sprache wurde mit einem Schlüsselbund verglichen: Je mehr Schlüssel/Sprachen ich zur Verfügung habe, umso mehr Türen zu Kulturen kann ich öffnen und damit mein Blickfeld erweitern. Manchmal eröffnet sich eine Tür dafür auch erst im Erwachsenenalter. Wer weiß schon, was die Zukunft mit sich bringt?


Herr Friedrichsen berichtete passend dazu von der wertvollen Arbeit des Friesenvereins. Kinder und Jugendliche haben hier die Möglichkeit durch verschiedene Angebote das Friesische zu leben. Auch für die Erwachsenen gibt es natürlich ebenso entsprechende Angebote. Herr Friedrichsen spendierte außerdem einige Bücher, welche auf Deutsch und Friesisch geschrieben sind und vom ortsansässigen Andersen-Hüs selbst produziert werden. Am 27.4.2022 um 19:30 Uhr trifft sich hier auch der „Anfängerkurs Friesisch“ vom letzten Jahr um einmal monatlich das Gelernte aufzufrischen. Anfänger können gerne dazu kommen! (Anmeldung bei Frau Flor: 04661/941729) Nach den Herbstferien starten wir dann wieder einmal wöchentlich.


Letztlich zeigte der Abend, dass das Lernen und Weitergeben einer Minderheitensprache keine Nachteile mit sich bringen, sondern lieber wieder vermehrt in die Familien getragen werden sollte, um die Chancen dessen nutzen zu können. Die Eltern berichteten, dass die Kinder unserer Schule dies automatisch täten, wenn sie nach friesischen Wörtern fragen. Vielleicht besteht dann bald nicht nur bei uns die Möglichkeit Friesisch im Unterricht zu erfahren.


 



 

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